Kein Kompost in der Aue

Gartenabfälle, die an den Ufern abgeladen werden, belasten die Fließgewässer. Lebendige Alster informiert über den richtigen Umgang mit Gartenabfällen und warum die Alster unter den Gartenabfällen leidet.

In vielen Gärten werden Gartenabfälle wie Laub oder Grünschnitt sehr nah am Alsterufer aufgehäuft. Rutschen Teile dieser Haufen ins Gewässer und verrotten dort, reichern sich Nährstoffe oder sogar Giftstoffe in diesem wichtigen Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen an. Von den unnatürlich vielen Nährstoffen profitieren vor allem Algen. Bei der Zersetzung  der abgestorbenen Algen wird dem Wasser Sauerstoff entzogen, der den Tieren dann fehlt.
Zudem können Gartenabfälle bei Hochwasser fortgeschwemmt werden und anderswo Anlagen verstopfen und für Überschwemmungen sorgen.

Ausmaß der Kompost-Problematik

An einem naturnahen Fließgewässer wie der Alster stehen natürlich viele Bäume, die ihr Laub im Herbst abwerfen und welches dann auch im Gewässer landet. Das Laub wird von der Strömung mitgetragen, lagert sich kurzfristig an Hindernissen und langfristig in Bereichen mit geringer Strömung an und wird dort zersetzt. In der Alster mit ihren fünf Stauwehren auf Hamburger Stadtgebiet verbleibt das meiste in den Rückstaubereichen vor den Wehren.  Einer ist der Mühlenteich vor der Fuhlsbüttler Schleuse. Der faulige Geruch, der einem dort in den Sommermonaten in die Nase steigt, kommt von den Zersetzungsprozessen organischen Materials wie Blättern oder auch Gartenabfällen.

Vom Wanderweg entlang der Alster und noch besser vom Kanu aus, kann der Alsterwanderer sehen, wie groß die Anzahl der Laubhaufen ist, die sich hinter den Zäunen der Anrainer auftürmen. Durch das Abladen des auf dem gesamten Grundstücks gesammelten Laubs am Ufer gelangt viel mehr Laub in die Alster und auch in die kleineren Bäche als es die Gewässer vertragen. 

 
Wie schadet zusätzliches  Laub der Alster?

Im Herbst treibt auch natürlicherweise bereits viel Laub der Uferbäume in der Alster.
Warum schadet es dann, wenn zusätzliches von den angrenzenden Grundstücken geharktes Laub hinzukommt?

  1. Durch die Menge: Die Lebensgemeinschaft des Flusses ist darauf eingestellt und auch angewiesen, Falllaub in den natürlichen Mengen zu verarbeiten. Was aber nicht verarbeitet werden kann, sinkt auf den Gewässerboden. Ist die Lage an Laub zu dick, bildet es unter Sauerstoffabschluss schädlichen Faulschlamm. Die Laubmenge von einem Grundstück kann – je nach Tiefe des Grundstückes – für den betroffenen Abschnitt der Alster bis zum Fünffachen des natürlichen Laubeintrages erreichen. An kleineren Bächen sogar noch deutlich mehr.
  2. Durch die Qualität: Am besten können Gewässertiere das Laub derjenigen Baumarten verarbeiten, welche natürlicherweise am Ufer wachsen. Das sind vor allem Erlen und Weiden. Auf den Grundstücken stehen aber viele andere Baumarten, deren Laub schlechter und langsamer zersetzt wird. Eichenlaub zum Beispiel kann im Wasser kaum zersetzt werden und trägt besonders stark zur Bildung von Faulschlamm bei.
  3.    Durch die „Verpackung“: Laubkompost wird zusammengeharkt und in Schubkarren ans Ufer oder sogar direkt in den Bach gekippt. Dadurch kommt das Laub teilweise schon dicht gepackt im Wasser an und sinkt schneller zu Boden wo ab einer gewissen Schichtdicke wegen Sauerstoffmangels keine unschädliche Zersetzung mehr stattfindet.

Gartenabfälle als Eintragspfad für invasive Neoophyten

 Doch es ist nicht allein die Menge der Gartenabfälle, die dem Ökosystem zu schaffen macht. Es ist auch die Qualität: Das schwer zersetzbare Laub von Baumarten, die eigentlich nicht direkt am Ufer wurzeln, wie der Eiche landet genauso im Gewässer wie Pflanzenteile, die gespritzt wurden und noch immer Rückstände dieser Pflanzenschutzmittel aufweisen. 

Aus den Gärten kommen zudem auch viele Pflanzenarten, die ihre neugewonnene Freiheit nur zu gut zu nutzen wissen - der Japanische Staudenknöterich zum Beispiel.  Diese mehrjährige Pflanzen ist so wuchsstark und dominant, dass es viele Bereiche an der Alster gibt, wo nur noch diese Pflanze an den Ufer steht. Pflanzen, die den Artenreichtum aufgrund ihres starken Verbreitungsvermögens verringern, werden als invasive Neophyten bezeichnet.

Gartenabfälle abladen ist kein Kavaliersdelikt

Die Entsorgung von Gartenabfällen in Wald und Natur, auf landwirtschaftlich genutzten Flächen sowie an Gewässerufern und an Böschungen ist verboten. Diese illegale Art der Entsorgung stellt eine Ordnungswidrigkeit dar, die auf Grundlage von § 69 Abs. 1 Nr. 2 Kreislaufwirtschaftsgesetz in Verbindung mit § 28 Kreislaufwirtschaftsgesetz mit einem beachtlichen Bußgeld geahndet werden kann.

Was kann ich tun?

  • Lassen Sie Laub wenn möglich in ihrem Garten liegen.
    Es ist Nahrung und Lebensraum für viele Tiere, schützt den Boden vor Temperaturschwankungen und die Nährstoffe verbleiben im Kreislauf.
  • Kompostieren Sie! Sie bekommen hervorragenden Dünger und ein sachgerechter Kompost zieht keine Schädlinge an.
  • Nutzen Sie zusammengeharktes Laub, um offene Beete abzudecken (Mulchen).
  • Gestalten Sie Ihren Garten um und verringern Sie arbeitsintensive Rasenflächen zugunsten von Bereichen mit Sträuchern. Hier kann Laub gut liegenbleiben.
  • Entsorgen Sie übriges Laub über die Stadtreinigung. In der Laubsaison wird es in speziellen Laubsäcken direkt am Grundstück abgeholt. Darüber hinaus nimmt die Stadtreinigung an allen Recyclinghöfen Gartenabfälle von Privathaushalten bis zu 1 m³ pro Anfahrt kostenlos an.
Flyer "Gartenabfälle in der Alster"
Flyer Gartenabfälle in der Alster.pdf
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