Maßnahmen an der Alster

Hier erhalten sie Informationen über die verschiedenen Maßnahmen, die im Rahmen des Projektes Lebendige Alster an verschiedenen Abschnitten des Flusses umgesetzt wurden.

Um Ihnen einen Eindruck davon vermitteln zu können, welche Maßnahmen in dem Projekt bisher umgesetzt wurden, haben wir eine interaktive Maßnahmenkarte erstellt.
Sie können mit der Maus die Alster entlang fahren und per Mausklick sehen, welche Renaturierungen wir zusammen mit den vielen Helfern umgesetzt haben. 

Hier geht es zur interaktiven Maßnahmenkarte

Durchgängigkeit im Herzen der Stadt

Weidenkugeln und andere Totholzstrukturen werden in den Fleet eingebracht.
Weidenkugeln und andere Totholzstrukturen werden in den Fleet eingebracht.

Die Alster mit ihrem schmalen Grüngürtel stellt einen wichtigen Wanderweg für viele Tierarten dar. In der Hamburger Innenstadt versperren Schleusen und Wehre den Weg. Glatte und steile Wände prägen die Ufer der kanalisierten Alster. Für ufer- und gewässerwandernde Tierarten ist die Alster in diesem Abschnitten als Ausbreitungskorridor untauglich. Anspruchsvolle Tier- und Pflanzenarten finden keinen Lebensraum und können ihre Nahrungs- oder Vermehrungsgebiete nicht erreichen. Langfristiges Ziel ist die Entwicklung eines Wanderkorridors von der Alster bis zur Elbe. Wo naturnahe Ufer an der kanalisierten Alster aus städtebaulichen Gründen nicht realisierbar sind, sollen Maßnahmen entwickelt werden, wie die Durchwanderbarkeit für die Tiere in und an der Alster bis zur Elbe verbessert werden kann. „Lebendige Alster“ will hierzu innovative Lösungen in Zusammenarbeit von Stadtplanung und Naturschutz entwickeln. Die Anbindung der Alster an die Elbe über die Rathaus- und Schaartorschleuse stellen dabei besondere Herausforderungen dar.

Maßnahmen in der Fleetalster als Video

Rückzugsorte unter Wasser – Fisch-Refugien schaffen neuen Lebensraum

Gabionenkörbe (links) und Fischrefugien (rechts) werden unter Stegen der Außenalster befestigt.
Gabionenkörbe (links) und Fischrefugien (rechts) werden unter Stegen der Außenalster befestigt.

Im offenen Wasser der Außenalster fehlt es Fischen an geschützten Rückzugsorten. Ohne Strukturen wie ins Wasser gestürzte Bäume oder dichte Ufervegetation sind Schwarmfische und Jungtiere schutzlos – vor Fressfeinden, Stress oder starker Strömung. Künstlich angelegte Fisch-Refugien sollen hier Abhilfe schaffen. Sie bestehen aus grobmaschigen Gittern, die fischgerechte Schutzräume nachbilden und bereits von zahlreichen Arten angenommen werden. Die Refugien bieten nicht nur Unterschlupf für Fischschwärme, sondern dienen auch ergänzt durch vertikale Strukturen vielen wirbellosen Tieren als Nahrungsquelle, Schutz- und Ansiedlungsstruktur. Durch das Einbringen von Ästen, Stämmen oder mit Steinen gefüllten Gittern im Inneren entsteht eine vielseitige Unterwasserlandschaft. Besonders effektiv sind sie in mindestens 1,5 Meter tiefem Wasser unter Stegen oder Pontons – möglichst in Bereichen ohne Bade- oder Bootsverkehr. Die robusten Käfige aus Edelstahl werden auf dem Grund verankert oder unten an Stegen befestigt und benötigen kaum Wartung. Bei Verwendung von natürlichem Totholz ist eine gelegentliche Nachbestückung im Abstand mehrerer Jahre sinnvoll. Wichtig ist die sorgfältige Planung: Die Gitterweite muss so gewählt werden, dass sich weder große Fische noch Wasservögel oder andere Tiere darin verfangen können.

Strukturen für neues Leben auf dem Gewässergrund

Gabionenkörbe werden in den Fleet eingebracht.
Gabionenkörbe werden in den Fleet eingebracht.

In der kanalisierten Alster fehlen vielerorts natürliche Hartsubstrate wie Totholz oder Steine. Doch genau diese Strukturen sind entscheidend für viele Wasserbewohner: Sie bieten Muscheln, Insektenlarven, Wirbellosen und Jungfischen wertvolle Rückzugs-, Laich- und Nahrungsräume. Auf dem verschlickten Gewässergrund können diese Arten sonst kaum überleben. Um dem entgegenzuwirken, werden Stahlgitterkörbe, sogenannte Gabionen-Körbe mit einer Mischung aus Ästen, Wurzeln, Reisig und Steinen gefüllt, welche natürliche Totholzansammlungen nachbilden. Gruppiert angeordnet, z. B. unter Stegen und Pontons, bieten sie eine strukturreiche Umgebung. Die offenen Zwischenräume verschlicken weniger schnell und bleiben so als Mikrohabitate dauerhaft attraktiv. Die modulare Bauweise erlaubt eine flexible Platzierung und Anpassung der Körbe. Mit Edelstahl ausgeführt, sind sie nahezu wartungsfrei – lediglich das Totholz muss nach mehreren Jahren ergänzt werden. „Lebendige Alster“ nutzt diese technischen Lösungen, um gezielt neue Lebensräume in einem stark veränderten Gewässer zu schaffen – klein im Maßstab, groß in der Wirkung für die Artenvielfalt.

Schwimmende Vegetationsinseln als Rückzugsorte auf der Außenalster

Vegetationsinseln am Außenalster-Westufer
Vegetationsinseln am Außenalster-Westufer

An der Außenalster fehlten über Jahrzehnte hinweg die ursprünglich typischen Röhrichtzonen. In den 1950er-Jahren wurden die letzten natürlichen Schilfgürtel entfernt, um Platz für das wachsende Segelrevier zu schaffen. Zwar gelang in den 1980er-Jahren durch gezielte Pflanzmaßnahmen eine teilweise Wiederansiedlung, doch viele Bestände blieben instabil oder verschwanden erneut. Ursachen sind unter anderem der stetige Fraßdruck durch Wasservögel und Nagetiere sowie der anhaltende Wellenschlag, der das Pflanzenwachstum behindert. Um dem entgegenzuwirken, wurden im Projekt „Lebendige Alster“ erstmals größere schwimmende Vegetationsinseln mit integrierten Schutzgittern erprobt. Die im August 2022 installierten Module umfassen insgesamt 122 Quadratmeter und liegen gut geschützt am westlichen Ufer. Die Inseln bestehen aus bepflanzten Matten, deren Wurzeln ins Wasser ragen. So entstehen nicht nur oberhalb, sondern auch unterhalb der Oberfläche wertvolle Lebensräume – etwa für Fische, Insektenlarven oder Muscheln. Gleichzeitig schirmen die Gitter die jungen Pflanzen wirksam vor Fraßschäden ab. Durch ihre Position fernab des Ufertrubels bieten die schwimmenden Inseln sichere Rückzugsorte für Tiere. Die Röhrichte tragen zur Wasserreinigung bei, indem sie überschüssige Nährstoffe aufnehmen. Erste Erfahrungen zeigen: Die Kombination aus Schutzgittern und beweglichen Pflanzenmodulen hat sich bewährt.

Holz im Wasser – so wertvoll wie im Wald

Totholz in der Alster
Totholz in der Alster

Totholz ist ein wichtiger Bestandteil des Lebensraums Bach. Durch Sturm oder Erosionsprozesse gelangen Äste oder ganze Baumstämme auf natürliche Weise in die Fließgewässer. Für viele Tiere und Pflanzen hat dieses Totholz eine große Bedeutung. Der sich dort bildende Bakterien- und Algenrasen ist eine wichtige Nahrungsquelle für Kleintiere. Größere Fische finden einen Unterstand in den Ausspülungen, die sich bei angesammelten Totholz im Gewässer bilden. Bei hamburgischen Gewässern herrscht allerdings ein Mangel an Totholz, das es regelmäßig entfernt wird um größeren Schäden bei Hochwasser entgegen zu wirken. In enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden soll im Rahmen von „Lebendige Alster“ wieder mehr Holz im Gewässer toleriert werden. Aktive Maßnahmen werden sein: Kontrollierte Tolerierung von Totholzansammlungen, Einbringung von mobilen Totholz sowie Einbau von einzelnen Bäumen samt Krone, so genannte Raubäume.

Einbau von Totholz als Video

Kies für die Alster – Fundamente für das Leben im Fluss

Kies für die Alster

Das Kieslückensystem der Gewässersohle ist ein wichtiger Teillebensraum in unseren Fließgewässern, jedoch wurden viele durch den Ausbau der Gewässer zerstört. Daher lautet ein Schwerpunkt des Projektes „Lebendige Alster“: Kies für die Alster! Für die Tierwelt ist das Lückensystem zwischen Kies und größeren Steinen von großer Bedeutung. Forelleneier entwickeln sich hier, Fischlarven finden Schutz vor Fressfeinden und viele Kleintiere ernähren sich von Bakterien und Algen, die im Lückensystem wachsen können. Die Alster und ihre Nebengewässer wurden in den letzten Jahrhunderten immer wieder ausgebaut. Dabei wurden ihre natürlichen Kiessohlen auf vielen Abschnitten vollständig entfernt. Aktive Maßnahmen werden sein: Einbau von Kiesdepots an Prallhangbereichen, Einengung von Gewässern mit Strömungslenkern aus Kies und naturnahe Kolk-Rausche-Abfolgen, die angelegt werden.

Bau einer Kiesrausche in Poppenbüttel als Video

Sand im Bach – Wüste unter Wasser

Sand im Bach

Über verschiedene Pfade werden große Mengen Sand in die Gewässer eingetragen, sodass er wüstengleich die natürlichen Strukturen überdeckt. Hamburgs Gewässer leiden, wie viele Gewässer im städtischen Raum, unter übermäßigen Sandeintrag. Durch die Kanalisation oder Erosionsprozesse gelangt der Sand in die Gewässer und gleicht einer „Walze“ aus mobilen Sand, die sich über die Sohle bewegt und wie ein Leichentuch bedeckt. Die für viele Tiere lebenswichtigen Kieslückensysteme werden dadurch zerstört. Deshalb muss der Sandeintrag reduziert und der bereits dem Gewässer zugeführte Sand wieder entnommen werden. Aktive Maßnahmen des Projekts „Lebendige Alster“ werden sein: Sandfänge, Gleithangsandfänge und eine Umgestaltung der Wege.

Video: Bedroht der viele Sand die Forellen in der Alster?

Auenentwicklung

Auenbereich

Natürliche Auen sind durch wechselnde Wasserstände und zeitweise Überschwemmungen gekennzeichnet. Sie weisen eine sehr hohe Artenvielfalt auf. Sie sind Kinderstube und Lebensraum von bedrohten Pflanzen und Tiere und spielen somit im Biotopverbundsystem unserer Fließgewässer eine zentrale Rolle. Die verbliebende Auen sind verstärkt störenden Einflüssen von außen ausgeliefert. Die Entwicklung der Alster-Aue ist daher ein zentrales Anliegen des Projektes „Lebendige Alster“. An verschiedenen Abschnitten der Alster konnte durch eine naturgemäße Bewirtschaftung eine positive Auenentwicklung eingeleitet werden. Feuchtwiesenpflege in der Aue als Film

Umweltbildung bedeutet Nachhaltigkeit lernen

Umweltbildungsangebot

Im Projekt "Lebendige Alster" wird die naturnahe Entwicklung der Fließgewässer mit Umweltbildungsangeboten verknüpft. Mit Schulkooperationen wollen wir Kinder und Jugendliche für die Natur begeistern. Wir wollen die Neugierde auf die Natur "direkt vor der Haustür" wecken und fördern. Praktische Angebote: Exkursionen zur Beobachtung von Pflanzen und Tieren und durch Aktionstage, an denen Schulgruppen durch Pflanzungen oder das Anlegen von Kiesbetten die Gewässer ökologisch aufwerten.

Gewässerrenaturierung mit Ehrenamtlichen als Film

Ufer als Übergangsbereich

Ufer als Übergangsbereich

Die Ufer bilden den wichtigen und sensiblen ökologischen Übergangsbereich zwischen aquatischem und terrestrischem Lebensraum. Die Wurzeln der Bäume ragen ins Wasser und bilden Unterstände für die Fische. Uferröhricht bietet Versteck und Brutmöglichkeit für viele Tiere. Sie können selbst bei Reduzierung auf einen sehr schmalen Streifen noch für die Lebensraumqualität des Gewässers entscheidende Renaturierungsmöglichkeiten bieten. Wo mehr Raum zur Verfügung steht, greifen Maßnahmen der Auenentwicklung.